Prof. Dr. Martin Schneider, Universität Paderborn

Das Interesse am Thema Mitarbeiterbindung belegt zweierlei: Erstens ist der langfristige Arbeitsvertrag eine zentrale Institution des Industriekapitalismus, die sich in den letzten 200 Jahren immer wieder bewährt hat; er ist im Hinblick auf den Unternehmenserfolg ein Teil der Lösung, nicht das Problem. Unternehmen und veröffentlichte Meinung sind also mit dem Gerede von Verschlankung, flexiblen Unternehmen und Arbeitskraftunternehmern wohl über das Ziel hinausgeschossen: Sie haben den Arbeitenden die Idee der Bindung ausgeredet, um sie ihnen nun mit großem Aufwand wieder einzureden.

Zweitens ist der Arbeitsvertrag kein rein wirtschaftlicher Handel, sondern er umfasst ungeschriebene emotionale und soziale Aspekte. Arbeitende erwarten zum Beispiel auch eine gewisse Bindung des Unternehmens und seiner Entscheidungsträger an die Arbeitenden. Nur wenn diese gegeben ist, sind Arbeitende bereit, sich ihrerseits zu binden.

Für Unternehmen, die komplexe Aufgaben in einem Hochlohnland erfüllen müssen, ergibt sich aus alledem die Forderung: Sie müssen daran arbeiten, dass die wichtigen Arbeitenden sich nicht nur an das Unternehmen rechtlich oder wirtschaftlich gebunden sehen, sondern sich mit dem Unternehmen verbunden fühlen. Nur dann können Unternehmen hoffen, dass sich wichtige Investitionen rentieren, wie etwa das Angebot von Weiterbildung oder die Etablierung von permanenten Teams, und nur dann dürfen Unternehmen mit mehr an Engagement und Leistung rechnen, als rechtlich geboten ist.

Prof. Dr. Martin Schneider
Universität Paderborn, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Personalwirtschaft

Gastkommentar zum Thema Mitarbeiterbindung ab 2. Auflage 2016

Mitarbeiter binden | Summary
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Prof. Dr. Martin Schneider zum Thema Mitarbeiterbindung